Noch heute existieren in Privatbesitz zwei Kinderbildnisse, die einst zur Ausstattung von Schloss Broock gehörten. Die Geschichte um ihre Entstehung hat einen sehr traurigen Hintergrund.
Carl Wilhelm von Gentzkow (1777-1835), seit 1808 Herr über die Broockschen Güter und Begründer des Broocker Gestüts, war verheiratet mit Johanne Friederike Caroline von Arnim, aus dem Hause Neuensund. Das Paar hatte sechs Kinder, vier Mädchen und zwei Jungen, die allesamt in Broock das Licht der Welt erblickten.
Das Zusammenleben der Familie wird in der Gutschronik als ausgesprochen glücklich beschrieben, bis im Herbst 1826 im ganzen Kreis die Masern und Scharlach grassierten. Fünf von sechs Kindern erkrankten während dieser Epidemie am „bösartigen Scharlachfieber“. Nur der Erbe, Carl Ernst Rudolph, geboren 1816, blieb verschont und wurde vermutlich an einen anderen Ort in Sicherheit gebracht.
Am 03. Dezember 1826 schloss der kleine Friedrich, das zweitjüngste Kind, im Alter von vier Jahren für immer die Augen. Schon drei Tage später verstarb Ida, die älteste Tochter, mit 12 Jahren. Henriette, acht Jahre alt, folgte ihren Geschwistern am 11. Dezember. Am längsten kämpfte Auguste mit der Krankheit, das zweijährige Nesthäkchen. Ihr Lebenslicht erlosch schließlich am 04. Januar 1827. So verloren die unglücklichen Eltern innerhalb von wenigen Wochen vier ihrer geliebten Kinder.
Es blieben ihnen die Tochter Emilie Auguste Louise, geboren 1820, die als einzige von der schweren Krankheit genas, und der oben erwähnte Erbe Carl Ernst Rudolph. Der Gutschronist schreibt:
„Dieser vierfache Todesfall erregte die innigste Theilnahme in Stadt und Land und der sonst gewohnte Frohsinn im Broocker Hause hatte sich in Ernst und Schmerzen verwandelt. Daß darunter die Gesundheit der sonst kräftigen Eltern litt, war eine natürliche Folge. Keine Arznei […] vermochte den tiefgewurzelten Gram zu heilen, nur der ihnen verbliebene Trost auf das jenseitige Wiedersehn und eine sorgfältige Erziehung ihres hoffnungsvollen Kinder-Paars, welches inzwischen kräftig und gesund heranwuchs, stärkte sie.“
Broocker Gutschronik
Ein uns leider unbekannter Künstler erhielt den Auftrag die beiden überlebenden Geschwister zu portraitieren. Carl Ernst Rudolph erbte nach dem Ableben seines Vaters 1835 den Güterkomplex, verstarb jedoch bereits 1840 an den Folgen einer Typhuserkrankung. Von ihm hat sich leider kein weiteres Bildnis erhalten. In einem kurz vor seinem Tode errichteten Testament, setzte er seine Schwester als Universalerbin ein. Emilie hatte bereits 1837 ihren Cousin Hans Carl Franz Alexander Reichsfreiherr von Seckendorff geheiratet. Die Seckendorffs bestimmten die Geschicke Broocks schließlich bis zur 1945 erfolgten Enteignung im Zuge der sog. „Demokratischen Bodenreform“.
Die beiden Portraits befanden sich bis 1969 im Besitz von Asta von Seckendorff. Sie war eine der unverheirateten Schwestern des letzten Freiherrn von Seckendorff auf Broock. Sie lebte völlig verarmt in Demmin und vererbte die Gemälde an einen Studenten, den sie erst kurze Zeit vor ihrem Ableben kennenlernte. Dieser wiederum veräußerte nach der politischen Wende die Portraits an ein mit dem Broocker Haus entfernt verwandtes Mitglied der Familie Seckendorff. Freundlicherweise wurde uns gestattet die beiden Kinderbildnisse für unser Archiv abzufotografieren.