Gartenkultur in Broock
Ausstellung und Rundweg zu historischen Stationen im Park
Erstellt im Rahmen der Mittsommer Remise 2019 – Besichtigung nach Anmeldung oder während unserer öffentlichen Veranstaltungen
Die Wiederentdeckung und Wiederbelebung der Gartenkultur in Broock
Die Gartenkultur in Broock weist eine lange Tradition auf. Schon im 17. Jahrhundert lässt sich ein „Lustgarten Beym Hoff“ und der Dienst eines „Baumgartensmeister“ und Gärtners nachweisen. Die kleine Anlage am sog. Schlossberg, wo einst die Broocker Burg am Ufer der Tollense stand, diente den Besitzern des Ritterguts als Erholungsort und erfüllte repräsentative Zwecke. Obstbaumplantagen, Baumschulen und Küchengärten haben eine noch ältere Tradition auf den Gütern. Die ästhetische Gartenkultur entfaltete sich in Broock erst in größerem Umfang, als 1770-77 das neue Schloss auf dem bereits lange existierenden Wirtschaftshof gebaut und ein großer Lustgarten im französischen Stil angelegt wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts gab man die strengen barocken Gartenstrukturen langsam auf und entdeckte die Vorzüge einer natürlicher gestalteten Parklandschaft. Dieser Entwicklungsprozess machte Gartenkünstler wie Peter Joseph Lenné zu vielbeschäftigten Männern. Lenné lieferte Entwürfe und Planungen für eine Vielzahl von privaten Parks, auch in Mecklenburg-Vorpommern. Der Entwurf für Broock war jedoch flächenmäßig der größte in der Region und die Zusammenarbeit des großen Landschaftsarchitekten mit der Broocker Gutsherrschaft erstreckte sich über mindestens zwei Jahrzehnte.
Die wirtschaftlichen Krisen der 1920er und 30er Jahre verursachten bei nahezu allen Gutsbesitzern starke Einschnitte in der Wirtschaftsführung. Dies wirkte sich auch in Einsparungen bei der Pflege der repräsentativen Parkanlagen aus. Raffinesse und Ästhetik wichen vielerorts einem pragmatischen Sparzwang. Die großen gesellschaftlichen Umbrüche in der russischen Besatzungszone nach dem 2. Weltkrieg, in Form von Enteignungen und Bodenreform, bedeuteten schließlich das Ende von Großgrundbesitz und läuteten einen Prozess der Vernachlässigung und Zerstörung kulturellen Erbes ein. Die Strukturen der Gutshöfe wurden politisch motiviert zerschlagen, Herrenhäuser in Brand gesetzt oder im günstigeren Fall zu Gemeinschaftseigentum umgewandelt. Der Wert der historischen Gartenanlagen wurde in der Regel nicht erkannt oder gewürdigt. Willkürlich zersiedelte man die Parks oder wandelte sie in Kleingartenanlagen um. Das Broocker Schloss steht noch, aber die Geschichte des Guts steht beispielhaft für zahlreiche andere Objekte in den neuen Bundesländern.
Mit der Vertreibung von alten Adelsfamilien und der Zerstörung ihrer Lebenswelt, gingen auch unzählige Archivalien und historische Zeugnisse verloren. Laut zeitgenössischen Berichten landete z.B. das umfangreiche Broocker Gutsarchiv auf dem Dunghaufen oder in den Öfen des Schlosses. Glücklicherweise haben sich jedoch bruchstückhaft in der Bevölkerung und spärlich in Archiven manche Schriftstücke erhalten. Der größte Schatz für die Broock-Forschung ist das von Carl von Gentzkow 1808 begonnene „Memorial“, in dem er alle baulichen Veränderungen und sonstigen nennenswerten Ereignisse chronikartig festhielt. Diese Aufzeichnungen wurden nach Gentzkows Tod von Gutssekretär Friedrich Witting eifrig und detailliert bis 1883 weitergeführt. Auf abenteuerliche Weise hat diese wertvolle Quelle zur Rekonstruktion der Familien- und Gutsgeschichte die Wirren und Turbulenzen der Nachkriegszeit überstanden. Dadurch können wir den Besuchern unserer kleinen Ausstellung den Broocker Landschaftspark, der heute nur noch fragmentarisch nachvollziehbar scheint, vor dem inneren Auge vielleicht ein klein wenig auferstehen lassen.
Im Zuge der Projektentwicklung Broocks zu einem überregionalen Kultur- und Veranstaltungszentrum, bei dem auch die Außenanlagen eine große Rollen spielen werden, ist es unsere Aufgabe und Herausforderung die historischen Strukturen wieder erlebbar zu machen und gleichzeitig den Park so zu gestalten, dass sich unser Nutzungskonzept stimmig in das Gartendenkmal integrieren lässt.