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Greifswald

Rettung für großartiges Gutsensemble

 Präsentation der Schimmelzucht vor dem Schloss,  ca. 1900

Präsentation der Schimmelzucht vor dem Schloss,  ca. 1900

Greifswald. Was nur die größten Optimisten für möglich gehalten haben, scheint wahr zu werden. Es gibt eine Chance für großartiges Ensemble aus dem 19. Jahrhundert. Im Oktober beginnen Notsicherungsarbeiten in Broock (Vorpommern-Greifswald), kündigt Projektleiter Christian Schmidt an.

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Er ist für die Eigentümer Monika und Stefan Klinkenberg aus Berlin tätig. Die Klinkenberg-Architekten haben Erfahrung mit der Sanierung von Denkmalen und deren neuer Nutzung. Das Ehepaar erwarb das in seltener Vollständigkeit erhaltene Gutsensemble im Juni 2017. Es soll zu einem Kultur- und Veranstaltungszentrum mit überregionaler Ausstrahlung und Übernachtungsmöglichkeiten werden.

Dann wäre der kleine Ort – wie im 19./20. Jahrhundert – ein Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Region. Christian Schmidt erzählte von der bedeutenden Pferdezucht und der Broocker Parforcejagd. Berühmt sei die „Broocker Meute“, 33 Beagels, gewesen, die dabei eingesetzt wurden. Diese wurde wurde Hans von Seckendorff begründet (1809-1883). In seiner Zeit als Gutsherr erhielt das Herrenhaus 1841 bis 1843 sein heutiges Aussehen. Die Pläne für den Umbau lieferte der bedeutende preußische Architekt Friedrich August Stüler (1800-1865).

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Es ist der einzige erhaltene Gutshausbau Stülers in MV und damit von hoher kulturhistorischer Bedeutung. Wahrscheinlich gehen auch die Entwürfe für andere Gebäude, wie Marstall und Reithalle, auf Stüler zurück. Die Planung für den weitläufigen Landschaftspark, den größten Vorpommerns, stammt von Peter Joseph Lenné (1789-1866), der ein halbes Jahrhundert die Gartenkunst in Preußen prägte.

Letzter Broocker Gutsbesitzer war der 1934 verstorbene Hans Freiherr von Seckendorff.Das Gut war auch durch Hans von Seckendorffs aufwändigen Lebensstil hoch verschuldet. In seinem Todesjahr 1934 verkaufte er den größten Teil des Landes, die Erben verpachteten das 300 ha große Restgut.

Mit dem Kriegsende 1945 begann die Zerstörungsgeschichte des Herrenhauses. Es wurde geplündert. Sowjetische Soldaten hätten sogar den Stoff der Sofas abgeschnitten und die Sitzmöbel verheizt. Im Schloss wurden Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Auch diese nahmen alles, was sich irgendwie gebrauchen ließ.Dann zogen Konsumladen, eine Schule und die Gemeindeverwaltung ein.

1974 übernahm der VEB Kranbau Eberswalde das Gebäude, wollte in Broock ein Ferienheim für seine Mitarbeiter einrichten. Daraus wurde nie etwas. „Nun wurde alles, was noch da war, rausgeschleppt, Fenster, Türen, der Marmorbelag der Halle“, schildert Schmidt. „1983 brach die Decke über dem Hochparterre ein.“ Nach 1990 wurde die Anlage verkauft. Der letzte Vorbesitzer meldete 2016 Insolvenz an. Der Verfall ging weiter.Durch die Notsicherung soll es wieder möglich werden, das Herrenhaus wieder zu betreten. Wenn alles wie geplant läuft, werden Besucher des Tages des Denkmals 2019 das dann notgesicherte Gebäude betreten können.

Oberdörfer Eckhard

OZ

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